Der Kunstverein Bielefeld wurde 1929 unter der Prämisse der Förderung der Kunst und ihrer Vermittlung gegründet. Getragen wird die Tätigkeit des Kunstvereins von dem breiten bürgerschaftlichen Engagement seiner heute fast 900 Mitglieder. Das Programm stellt die kritische Kraft der Kunst ins Zentrum und positioniert sich zu aktuellen Diskursen.
In der Ausstellung "Der zwanglose Zwang" führt der bildende Künstler, Bühnenbildner und Schauspieler Alex Wissel seine langjährige Beschäftigung mit den Wurzeln antidemokratischer und identitärer Politik des Rechtspopulismus fort, die in neuen installativen Werkgruppen, die speziell für diese Ausstellung entwickelt wurden, münden. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Figur des Philosophen Jürgen Habermas als Repräsentant der von ihm geprägten Kommunikationstheorie, die das kulturelle Selbstverständnis öffentlicher Debatten in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945 maßgeblich geprägt hat. In seiner Theorie des kommunikativen Handelns argumentiert Habermas, dass sich das beste Argument durch rationale Überzeugung und ohne äußeren Zwang durchsetzt. Wissel gleicht diesen Denkansatz mit unserer Gegenwart ab, die von neoreaktionären Ideengebern wie Nick Land, Peter Thiel und Elon Musk geprägt ist. Diese sehen Freiheit nicht mehr als Teil der Demokratie, sondern plädieren für eine vollständig privatisierte Öffentlichkeit, die Habermas als "zerstörte öffentliche Sphäre“ bezeichnen würde.
Alex Wissel (* 1983 Aschaffenburg) ist bildender Künstler und war Gastprofessor für konzeptuelle Malerei an der Kunstakademie Münster. Als Zeichner, Bildhauer, Bühnenbildner, Schauspieler, Regisseur und Initiator performativer Gemeinschaftsprojekte nähert er sich künstlerisch den historischen Strängen des Nationalismus im Hinblick auf Künstlerfeste und Nationaldenkmälern und macht so Verbindungslinien zu Geschichtsrevisionismus und reaktionären Normalisierungsstrategien im heutigen Populismus sichtbar.