9
Burggeschichte im Wandel der Jahrhunderte
Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut...
Das genaue Baudatum der Sparrenburg ist ungewiss, sie wird erstmals 1256 urkundlich erwähnt. Ihren Namen erhielt die Burg wohl vom Wappenbild der Grafen von Ravensberg. Dieses Wappen, das seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar ist, zeigt drei rote Sparren auf silbernem Grund.
Die Grafen von Ravensberg machten die Burg zum Verwaltungsmittelpunkt. Sie diente als Sitz des Amtmannes für das Amt Sparrenberg, des Drosten für die Grafschaft Ravensberg und als Wohnsitz des Landesherrn und seines Gefolges. Die Sparrenburg erfüllte außerdem militärische Zwecke. Zum einen sicherte sie den Pass durch den Teutoburger Wald, zum anderen schützte sie die Stadtneugründung Bielefeld. Das Aussehen der mittelalterlichen Burg unterschied sich deutlich vom heutigen Erscheinungsbild.
Die genauen Maße der Burg sind nicht bekannt und durch die vielfachen Um- und Ausbauten im Laufe der Jahrhunderte nicht mehr zu erkennen. Es dürfte jedoch höchstens ein unregelmäßiges Rechteck von etwas 45 m Breite und 100 m Länge gewesen sein. Auf der Torseite wurde der Zugang durch einen Halsgraben und eine Zugbrücke gesichert. Eine Schildmauer, in deren Mitte der Turm stand, teilte die Anlage in eine Vor- und eine Hauptburg. Während die Vorburg die Stallungen, militärisch genutzte Gebäude und Werkstätten enthielt, stand in der Hauptburg der Palas, das der Stadt zugewandte Wohn- und Repräsentationsgebäude.
Ausbau zur wehrhaften Festung
Im 15. Jahrhundert entwickelte sich mit der technischen Verbesserung der Kanonen die Waffentechnik weiter. Die beginnende Dominanz der Feuerwaffen in der Kriegsführung machte es erforderlich, die Sparrenburg zu einer Festung auszubauen. Nach und nach wurden die vier Rondelle gebaut und anschließend mit Gängen, den Kasematten, miteinander verbunden.
Die Burg erlebte zahlreiche Familien- und Besatzungswechsel. Der Große Kurfürst ließ die Anlage, die durch den Dreißigjährigen Krieg stark gelitten hatte, als Festung und Wohnhaus wieder herrichten.
Verfall und Wiederaufbau
Nach dem Tod des Großen Kurfürsten 1688 verlor die Sparrenburg ihre militärische Bedeutung. Sie begann im Laufe der Jahre zu verfallen. Zwischen 1743 und 1877 wurde die Burg als Amtshaus und Gefängnis genutzt. 1775 wurde die Burg endgültig zur Ruine, als Friedrich der Große die Anordnung traf, die Steine der Außenmauern abzutragen, um damit die heute noch erhaltene 55er Kaserne in der Hans- Sachs-Straße zu bauen.
Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte man im Zuge der sogenannten Burgenromantik die Sparrenburg von neuem, jetzt nicht als militärisches Objekt, sondern als historisches Denkmal. Mit Hilfe von Geldspenden konnte 1842 mit dem Wiederaufbau des verfallenen Turmes auf heute 37 Meter begonnen werden.
Wahrzeichen der Stadt
Im Jahr 1879 erwarb die Stadt Bielefeld die Burganlage vom preußischen Staat. Ihr amtlicher Grundstückswert war auf 70.000 Mark festgelegt worden, der Ankauf hat jedoch nur den mit preußischer Genauigkeit festgelegten Nutzungswert von 8.934,90 Mark gekostet. Seitdem ist die Sparrenburg das Wahrzeichen der Stadt und ein beliebtes Ausflugsziel für Bielefelder und ihre Besucher.
Im Innenhof steht das Denkmal des großen Kurfürsten, das Kaiser Wilhelm II., als letzter Graf von Ravensberg, der Stadt stiftete und im Sommer 1900 feierlich enthüllte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Sparrenburg dann erneut und ein letztes Mal zu militärischen Zwecken genutzt. Nach den notwendigsten Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten konnte die Burg im Mai 1949 wieder für Besucher freigegeben werden.